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Aktiv oder hyperaktiv? Dr. Andreas Jähne, Experte der Oberberg Kliniken, informiert über ADHS bei Erwachsenen

04.07.2022 - Gesundheit / Medizin (Medizin, Ratgeber, Gesundheit, Krankenhaus)

Berlin (ots) -

(Selbst-)Disziplin, Pünktlichkeit und Besonnenheit werden gesellschaftlich meist gern gesehen. Impulsivität, Unpünktlichkeit, Zappeligkeit und Schusseligkeit fallen hingegen eher unangenehm auf. Dabei handelt es sich bei diesen Eigenschaften nicht immer um Persönlichkeitsmerkmale. Häufig können sie auch Anzeichen einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sein. Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Jähne, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Oberberg Fachklinik Rhein-Jura und der Oberberg Tagesklinik Lörrach, informiert rund um ADHS im Erwachsenenalter, die häufig unbemerkt bleibt oder erst spät erkannt wird.

ADHS - eine Kinderkrankheit?

"Von einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung sind nicht nur bis zu sieben Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland betroffen, sondern auch bis zu 4,5 Prozent aller Erwachsenen", erklärt Dr. Jähne, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Doch häufig wird eine Diagnose im Erwachsenenalter erst recht spät oder gar nicht gestellt. Der Grund: Die Symptome werden oft, selbst von den Betroffenen, eher als unliebsame Eigenschaften, denn als psychische Erkrankung gesehen. Dabei kann eine Erkrankung den Alltag von Betroffenen einschränken, ihr Selbstwertgefühl verringern und Vermeidungsverhalten hervorrufen. Außerdem ist das Risiko für psychiatrische Komorbiditäten wie Depression, Angst oder Sucht erhöht. "Häufig wird Erwachsenen erst dann bewusst, dass etwas nicht stimmen könnte, wenn es nicht gelingt den eigenen Alltag zu organisieren, man es nicht schafft, sich so zu konzentrieren, dass Ausbildung, Studium oder Job erfolgreich gemeistert werden kann", so der Experte. "Bei zahlreichen Patientinnen und Patienten bleibt die Symptomatik einer ADHS-/ADS bis ins Erwachsenenalter bestehen, doch sie hat dann andere Schwerpunkte als in der Kindheit", so Dr. Jähne weiter. Bei Erwachsenen kann sich die ADHS-/ADS-Problematik mit dem Älterwerden verringern. Zwar "wächst" sich eine solche Störung zumeist nicht völlig aus, doch vielen Betroffenen gelingt es, wenn erkannt, im Laufe ihres Lebens, immer besser mit ihr umzugehen.

ADHS-Symptome bei Erwachsenen

Die Hauptsymptome einer ADHS können verschieden stark ausgeprägt sein. Auch ein Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom mit weniger Hyperaktivität (ADS) ist möglich. Diese Menschen erscheinen dann oft als verträumt und unstrukturiert. Die Grenze zwischen Normalität und Krankheit ist meist fließend. Erst wenn ein "bestimmtes Maß" überschritten wird, spricht man von einer "Störung". Doch ab wann dies der Fall ist, ist häufig nicht so leicht zu beantworten und macht eine eindeutige Diagnose anspruchsvoll.

Die Hauptsymptome einer ADHS-/ADS im Erwachsenenalter sind

1. Konzentrationsschwäche und Unaufmerksamkeit: Betroffene lassen sich leicht ablenken. Sie beginnen zahlreiche Tätigkeiten, aber bringen sie nicht zu Ende. Sie haben Schwierigkeiten, Regeln und Anweisungen zu folgen und ihren Alltag zu organisieren. 2. Hyperaktivität: Betroffene sind immer in Bewegung. Sie können kaum still sitzen und fallen durch übermäßiges und oft übertrieben lautes Reden auf. Diese Symptome treten bei ADS nicht in Erscheinung. 3. Impulsivität: Betroffene verhalten sich häufig unvorhersehbar. Sie fällen Entscheidungen und handeln danach, ohne an die Folgen zu denken. Sie geben spontane unüberlegte Antworten, bevor Fragen vollständig gestellt wurden. Sie platzen in Gespräche hinein.

Darüber hinaus verfügen Betroffene nicht über ein emotionales Gleichgewicht. Vielmehr sind sie häufig gereizt, fühlen sich rasch angegriffen und reagieren häufig emotional. Ihre Frustrationstoleranz ist eher gering. Auch eigene Wünsche und Bedürfnisse können Betroffene oftmals nicht einschätzen und berücksichtigen diese im alltäglichen Leben nicht.

Ab wann ist Hilfe notwendig?

Eine AD(H)S ist dann behandlungswürdig, wenn die Ausprägung der Symptome zu einer deutlichen Beeinträchtigung im Leistungs- und Sozialbereich führt, die Betroffenen leiden, eine erhöhte Suchtgefahr besteht und sich weitere psychische Störungen (z.B. Schlafstörung, Depression, Angststörung) entwickeln oder bereits vorhanden sind. In diesem Fall ist es wichtig, sich professionellen Rat einzuholen.

Den meisten Menschen, bei denen ADS oder ADHS diagnostiziert wurde, kann eine gezielte Therapie helfen. Die Oberberg Kliniken bieten neben verhaltenstherapeutischen Maßnahmen auch Neurofeedback, achtsamkeitsfokussierte Therapien mit Stärkung der Psychomotorik, kreative Therapien mit Elementen aus Gestaltungs-, Spiel- und Musiktherapie, Sport- und Bewegungstherapie oder Problemlösungs-Strategietraining, Vermittlung von Lernstrategien und von sozialen Kompetenzen an.

Mit gezielter professioneller Hilfe kann es gelingen, das Chaos im Kopf zu reduzieren. Darüber hinaus kann es Betroffenen helfen, wenn Familie, Partnerinnen/Partner, Kolleginnen/Kollegen und Freundinnen/Freunde ihrer Sprunghaftigkeit und Ungeordnetheit aktiv und bewusst entgegenwirken. Auch kann es förderlich sein, sich zum Beispiel ein ruhiges (Arbeits-)Umfeld zu schaffen, sich kleine Etappen vorzunehmen, anstatt sich einer großen Herausforderung zu stellen, regelmäßig Arbeitspausen einzulegen und ein positives Mindset zu entwickeln.

https://www.oberbergkliniken.de/krankheitsbilder/adhs

Über die Oberberg Gruppe: Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten Deutschlands. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden Therapeuten und Selbsthilfegruppen.

Quelle: www.presseportal.de

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