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Stille Nacht, kalte Nacht: MOKLI hilft obdachlosen Jugendlichen durch den Winter

07.12.2017 - Vermischtes (Internet, Auszeichnung, Soziales, Jugendliche)

Berlin (ots) - Wenn Konflikte in der Familie übermächtig werden, erscheint manchem Jugendlichen ein Leben auf der Straße als letzter Ausweg. Bei Minusgraden kann dieser Schritt jedoch lebensgefährlich werden. Die neue mobile Website MOKLI hilft jungen Obdachlosen schnell und unkompliziert - nicht nur in der dunklen Jahreszeit. Die Initiative "Deutschland - Land der Ideen" und die Deutsche Bank würdigten das Projekt in diesem Jahr als "Ausgezeichneten Ort im Landder Ideen".

Die Familie versammelt sich an der festlich geschmückten Tafel, die Geschenke warten unter dem Christbaum aufs Auspacken. Während diemeisten in diesen Wochen Heiligabend entgegenfiebern, sieht die Realität obdachloser Jugendlicher anders aus: Auch an den Feiertagen ist die Straße ihr Zuhause - und wird bei winterlichen Temperaturen zum gefährlichen Ort. "Viele Jugendliche trinken Alkohol oder nehmen andere Drogen, um ihren Leidensdruck und den Schmerz des Nicht-Geliebt-Werdens für einen Moment zu vergessen", sagt Jörg Richert, Gründer der neuen Plattform MOKLI vom Berliner Verein KARUNA. "Verändert sich unter dem Drogeneinfluss das Kälteempfinden, nimmt man die Minusgrade nicht mehr wahr." Mit möglicherweise fatalenFolgen: Unterkühlung oder sogar der Kältetod drohen.

Smartphone als Rettungsanker

Um Schlimmes zu verhindern, unterstützt in diesem Winter erstmals die Hilfefinder-Website MOKLI jugendliche Obdachlose bei der Schlafplatzsuche. Von ihnen gibt es immer mehr auf Deutschlands Straßen. Derzeit sind laut Deutschem Jugendinstitut (DJI) rund 37.000junge Menschen ohne festen Wohnsitz. Etwa zwei Drittel davon sind Jungen, jeder Fünfte (20 Prozent) ist minderjährig. Die meisten sind per Smartphone bestens vernetzt. Jörg Richert: "Dieses Hilfenetz wirdoft unterschätzt. Als Experten ihrer Lebenssituation geben sich die Jugendlichen untereinander Ratschläge und entwickeln Lösungen, auf die wir nicht kommen."

Ein Know-how, das die Mitarbeiter von KARUNA auch für die Entwicklung ihrer Plattform nutzen. Im Austausch mit Mitgliedern der Straßenkinderinitiative MOMO wird schnell klar, was für die Umsetzungvon MOKLI gelten muss: Weniger ist mehr. Jörg Richert: "Die Jugendlichen stehen unter Stress, sind oft in großer Not. Daher darf das MOKLI-Datenvolumen nur so groß sein, dass es schnell heruntergeladen werden kann. Statt auf Clips und technische Spielereien setzen wir auf leicht verständliche Icons." Rund 3.500 Anlaufstellen in ganz Deutschland zeigt die interaktive MOKLI-Karte an - neben Schlafplätzen zum Beispiel die nächste mobile Dusche oder Kleiderkammer, außerdem Cafés und Tafeln, die eine warme Mahlzeit bereithalten. Auch Ärzte und Beratungsstellen, die Obdachlose betreuen, Kultur- und Freizeitangebote sowie die Kontaktdaten von Straßenzeitungen sind abrufbar. Über die MOKLI-WhatsApp-Gruppen können sich Betroffene deutschlandweit austauschen.

Couch-Hopping gegen die Kälte

Was fehlt den Jugendlichen am meisten? "Zuwendung - und die Erfahrungen, um ein Leben auf der Straße zu meistern", sagt Jörg Richert. "Wir wissen aus unserer Arbeit, dass viele über Monate Couch-Hopper sind, sich über die sozialen Netzwerke eine Unterkunft organisieren. Oft werden sie dort Opfer von Gewalt und Missbrauch." Wer über MOKLI eine Bleibe für die Nacht sucht, kann sich auf die Sicherheit seines Quartiers, etwa einer Inobhutnahmestelle, verlassen. Und wenn MOKLI nicht weiterhelfen kann? "Für dringende Fälle gibt es den Notfall-Button, über den man anonym Kontakt zu den KARUNA-Mitarbeitern aufnehmen kann", sagt Jörg Richert, "wir suchen dann von Berlin aus nach einem Ausweg, etwa nach einer Bleibe oder Beratungsstelle vor Ort."

Die interaktive Plattform gibt es bisher auf Deutsch, Englisch, Arabisch und Polnisch. Der Wunsch von KARUNA: Künftig soll es ein Hilfefonds ermöglichen, über MOKLI bis zu 1.000 Übernachtungen zu steuern. Um im Notfall noch schneller helfen zu können.

Deutschlands Innovationswettbewerb "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen"

"Offen denken. Damit sich Neues entfalten kann": Die Initiative "Deutschland - Land der Ideen" und die Deutsche Bank prämieren 2017 bundesweit die 100 besten Projekte, die zeigen, wie Offenheit für Neues unsere Gesellschaft voranbringen kann.

Das Interview mit den Mokli Gründern finden Sie unter: http://ots.de/4L8SD

Weitere Infos zum Wettbewerb und zur MOKLI-Plattform: www.ausgezeichnete-orte.de sowie www.karunaberlin.de.

Quelle: www.presseportal.de