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Deutschland droht Verkehrsanarchie

16.10.2017 - Wirtschaft (Auto, Verkehr, Bahn)

München (ots) - Das städtische Mobilitätssystem befindet sich im Umbruch. Vor allem die Einführung autonomer Fahrzeuge wird die Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) gefährden; der Stadtverkehr könnte stark zunehmen. Um dies zu verhindern, sollten deutsche Städte bereits heute die Weichen für ein zukunftsfähiges Mobilitätssystem stellen, so die neue Roland Berger-Studie "Urbane Mobilität 2030: Zwischen Anarchie und Hypereffizienz". Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Auto ClubEuropa (ACE) entwickelt und durch den Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) unterstützt. Dabei wurden Experten aus der Automobilindustrie, von öffentlichen Verkehrsbetrieben sowie aus der Wissenschaft befragt.

Auf den ersten Blick sieht die Lage in den deutschen Städten gar nicht so schlecht aus: Die Mehrheit der Befragten stellt dem deutschen Mobilitätssystem im internationalen Vergleich ein gutes, wenn auch nicht sehr gutes Zeugnis aus, wenn es um den Stand von Infrastruktur, Technologie, Digitalisierung und rechtlichen Rahmenbedingungen geht.

"Diese Bewertung zeigt, dass in Deutschland wichtige Voraussetzungen für eine moderne und intelligente Mobilität vorhandensind", erklärt Roland Berger-Partner Torsten Henzelmann. "Allerdings fehlen noch durchdachte Gesamtkonzepte, um integrierte Verkehrssysteme in den Städten zu entwickeln. Daran sollten vor allemBallungszentren schnell arbeiten, um eine Verkehrsanarchie zu vermeiden."

Autonomes Fahren: eine Herausforderung für den Stadtverkehr

Vor allem beim autonomen Fahren nimmt Deutschland derzeit die Rolle eines technologischen Pioniers ein, denn das Land verfügt über ein großes technisches Know-how. Autonom fahrende Taxen - so genannteRobocabs - werden daher voraussichtlich bis 2030 in den deutschen Markt drängen. Entsprechend werden viele Menschen diese Dienste auch in Anspruch nehmen, denn ihr Preis pro Personenkilometer liegt ca. 60Prozent unter dem Preis herkömmlicher Taxen.

"Wenn viele Nutzer auf Robocabs umsteigen, weil sie so günstig undbequem sind, würde diese Entwicklung die städtische Verkehrslage weiter belasten", erläutert Roland Berger-Partner Tobias Schönberg. "Außerdem würden Anbieter von öffentlichen Transportmitteln durch dieNiedrigpreise der Robocabs stark unter Druck geraten." Betreiber von öffentlichen Nahtransportmitteln würden Kunden verlieren und müssten so ihre Tarife erhöhen, um dies zu kompensieren."

Für die Unternehmen aus dem öffentlichen Transportsektor droht ohne Maßnahmen zur Sicherung der Angebotsattraktivität eine Abwärtsspirale. Denn Fahrpreiserhöhungen würden die Attraktivität deröffentlichen Verkehrsmittel gegenüber Robocabs noch stärker unter Druck setzen.

Die "Hypereffizienz" - das ideale Szenario für den Stadtverkehr

Für die Entwicklung der urbanen Mobilität sehen die Roland Berger-Experten vier mögliche Szenarien: von der Verkehrsanarchie über die vernetzte Individualität bis hin zur maximalen Auslastung des öffentlichen Verkehrssystems. Doch der Idealzustand wäre die so genannte "Hypereffizienz".

"In diesem Szenario sind alle relevanten Einzelsysteme - Robocabs,öffentliche Verkehrsmittel und weitere Car- und Bikesharing-Angebote - miteinander vernetzt und das gesamte Verkehrssystem wird datenbasiert aktiv gesteuert", erklärt Torsten Henzelmann. "Dies setzt voraus, dass die Verkehrsinfrastruktur der Städte für den Mischverkehr aus autonomen und konventionellen Fahrzeugen optimiert ist."

Zwei Strategien für die perfekte Mobilität der Zukunft

Um diesen Idealzustand zu erreichen, sehen die Roland Berger-Experten zwei Möglichkeiten. Die erste Strategie sieht vor, intelligente Inselsysteme zu einem vernetzten Gesamtsystem zu integrieren. Dabei sollten Städte den Verkehrsfluss aktiv steuern - z.B. durch ein aktives Parkraummangement oder eine dynamische Preissteuerung. "In Hauptverkehrszeiten könnten etwa die Tarife der öffentlichen Verkehrsmittel in Echtzeit abgesenkt werden", so Tobias Schönberg. "Auf diesem Weg würden viele Autofahrer in Stoßzeiten eherauf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen."

Die zweite Strategie sieht vor, dass Städte durch ein verbessertesLeistungsangebot an öffentlichen Verkehrsmitteln ein unkontrolliertesWachstum des Individualverkehrs verhindern. Dabei wäre es sinnvoll, autonome Fahrzeugflotten in den öffentlichen Nahverkehr einzubeziehenund die Betriebszeiten auszuweiten. Zudem sollte der öffentliche Nahverkehr unter anderem durch den gezielten Einsatz autonomer Fahrzeugtechnologien einen Preisvorteil gegenüber Robocabs sichern.

Wichtig sind außerdem grundsätzliche städteplanerische Aktivitäten, wie eine gezielte Ausbauplanung der Ladeinfrastruktur für Elektroautos oder dezidierte Verkehrsspuren für autonom fahrende Autos. Damit das Gesamtsystem funktioniert, muss aber auch die Konnektivität zwischen Fahrzeugen und in Verbindung mit dem Verkehrssystem durch entsprechende Technologien sichergestellt sein.

"Um diese Strategie umzusetzen, sind Infrastrukturinvestitionen erforderlich", betont Torsten Henzelmann. "Doch eine weit größere Herausforderung wird darin bestehen, verschiedene Marktteilnehmer mitihren unterschiedlichen Bedürfnissen zusammenzuführen. Entscheider aus Politik und Wirtschaft haben jedenfalls ausreichend Hebel an der Hand, um die urbane Mobilität in die richtigen Bahnen zu lenken."

Die vollständige Studie können Sie herunterladen unter: www.rolandberger.de/presse

Roland Berger, 1967 gegründet, ist die einzige der weltweit führenden Unternehmensberatungen mit deutscher Herkunft und europäischen Wurzeln. Mit rund 2.400 Mitarbeitern in 34 Ländern ist das Unternehmen in allen global wichtigen Märkten erfolgreich aktiv. Die 50 Büros von Roland Berger befinden sich an zentralen Wirtschaftsstandorten weltweit. Das Beratungsunternehmen ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 220 Partnern.

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